Rezension: Jan Costin Wagner – Das Licht in einem dunklen Haus
JAN COSTIN WAGNER
– DAS LICHT IN EINEM DUNKLEN HAUS
352 Seiten – Gebunden
Verlag: Galiani
Erschienen: 21. Juli 2011
ISBN-10: 3869710160
ISBN-13: 978-3869710167
Preis: 19,99
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Eigentlich müsste Kimmo Joentaas ganze Aufmerksamkeit dem Versuch gelten, die ungewöhnliche Tat aufzuklären – aber der junge Ermittler hat gerade eine andere, für ihn viel existentiellere Sorge: Larissa, die Frau, die unvermutet wieder Licht in sein von Trauer verschattetes Leben brachte, ist spurlos verschwunden.
Während der rätselhaft souveräne Täter in verschiedenen Städten weitere Opfer findet, führt Kimmo Joentaa die beharrliche Suche schließlich in ein kleines Dorf in der tiefsten finnischen Provinz – und mitten hinein in die Dunkelheit eines lange vergangenen Sommers.
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A U T O R
Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Unlängst erschien seine erste Songwriter-CD. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet und in 14 Sprachen übersetzt. “Das Schweigen in einem dunklen Haus” ist der vierte Roman in der Reihe um den Ermittler Kimmo Joentaa, man kann ihn aber auch sehr gut verstehen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Die Titel der ersten Bände lauten “Eismond”, “Das Schweigen” und “Im Winter der Löwen”. |
18. AUGUST 1985
Also. Sie weint nicht. Und sie lacht nicht. Sie sitzt nur da. Ich sitze auf dem Stuhl neben ihr, und in meinem Kopf ist so ein Summen. Wie von Bienen oder Fliegen oder so. Liebes Tagebuch. Wir sitzen nebeneinander. Vor dem Klavier.
Sie sieht ganz konzentriert die Tasten an. Und dann schlägt sie eine Taste an, und es klingt hell. Und es ist warm. Wir schwitzen beide. Ihr Kleid ist noch so ganz verknäult. Irgendwie durcheinander und faltig.
Es ist das blau-weiße Kleid, von dem ich Lauri erzählt habe. So ein leichtes Sommerkleid, und darunter kann man die Form ihrer Brüste ziemlich genau sehen oder ahnen vielleicht eher. Es ist ganz faltig und hochgerutscht, und ich sehe fast die Stelle, an der ihr Po beginnt. Der Ton klingt hell und ist etwas lauter als das Summen, und das Summen ist ja auch nicht wirklich da, es ist nur in meinem Kopf.
Das Fenster ist geöffnet. Wind weht rein, aber warm. Lachen und Planschen vom See. Das sind sicher die Kinder aus dem Nachbarhaus.
Draußen ist es ganz heiß, ich habe ziemlich geschwitzt, als ich mit dem Fahrrad zu ihr rausgeradelt bin.
Und dann sitzen wir schwitzend nebeneinander, nachdem das alles passiert ist. Aber sie zittert auch. Ihr ist sicher nicht kalt, weil sie ja schwitzt und irgendwie außer Atem ist, aber sie zittert ja auch, und schlägt wieder eine Taste an. Etwas höher als vorher, also noch heller. Es klingt irgendwie hell und leise. Also beides gleichzeitig.
Wie so ein geflüsterter Schrei.
Ich lese nicht sehr oft Krimis, das muss ich sagen, bevor ich meine Meinung zu diesem Buch hier darlege. Zumindest habe ich in letzter Zeit wenige gelesen, früher mehr, aber diese “Phase” war irgendwann vorbei. Aber dieses Buch interessierte mich auf den ersten Blick, der Klappentext klang interessant und anders. Ohne zu wissen, dass der Roman der vierte Teil einer Reihe war, habe ich ihn mir zugelegt – erst später herausgefunden, dass es noch Bände vorher gibt, aber auch ohne sie gelesen zu haben, ist dieses Werk in sich geschlossen und stimmig. Ich denke, ich kann schon zu Anfang sagen, dass mir dieses Buch wieder richtig Lust auf das Genre gemacht hat. Und dass ich vorhabe, mir die ersten drei Teile gleich bei meinem nächsten Einkauf zuzulegen.
Aber der Reihe nach. Schon bei auf den ersten Seiten fiel mir auf: Dieses Buch ist außergewöhnlich. Anders. Knapp. Wenn ich ein Wort suchen müsste, um den Stil des Autoren zu beschreiben, dann würde ich “knapp” wählen, ich habe bisher kein Buch mit einem ähnlichen Stil gelesen – und ich muss gestehen, dass ich mir anfangs nicht sicher war, ob ich das gut finden sollte. Wenn ich das Buch nun aber nach dem Lesen beschreiben müsste, würde ich an “Knapp” noch “Genial” und “Poetisch” fügen. Und nachdenklich. Ruhig. Stimmig. Leise. Und fesselnd.
Ich habe “Das Licht in einem dunklen Haus” innerhalb von 3 Tagen durchgelesen. Wer jedoch einen spannungsgeladenen Thriller mit wilden Verfolgungsjagden erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Viel mehr ist es gekennzeichnet durch eine tiefe Traurigkeit, einen kühlen Zustand der Nachdenklichkeit. Manchmal wirre Dialoge, die so nah am Leben sind, so seltsam verzerrt und echt, dass es sich surreal angefühlt hat, sie in dieser Form zu lesen. In positiver Art und Weise.
Es gab einen Vorfall. Einen Vorfall, der schon so lange zurück liegt, dass er schon fast vollkommen aus der Erinnerung des Ortes gewichen zu sein scheint – und doch alle Betroffenen und jene, die davon gehört haben, in Ohnmacht versetzt, der in all seiner bedrückenden Schrecklichkeit noch immer über den Seelen derer hängt, die mit ihm zu tun hatten. Hier spielt weniger die Jagd nach dem Mörder eine Rolle, als die Seele des Menschen, die Verletzlichkeit, die so lange andauern kann, dass man selbst Jahre später noch an Erinnerungen zerbrechen kann.
Ein Mörder, der intelligenter und sympathischer ist als seine skrupellosen Opfer. Und Kimmo Joentaa: ein Ermittler, der das einzige “Licht” in seinem Leben – seine Freundin Larissa – verloren zu haben scheint und nicht weiß, wo ihm der Kopf deswegen steht. Wie in Trance durchlebt er immer wieder Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit, den Tod seiner geliebten Frau Sanna, an den ihn so vieles immer wieder erinnert und die zerrenden Sorgen um Larissa, die ihm keine Ruhe lassen.
Schritt für Schritt kommen er und seine Kollegen dabei nur den geheimnisvollen Morden auf die Spur, entdecken aufgrund eigenartigster Hinweise die richtigen Spuren, die alle an einem Tag im Sommer 1985 zusammenlaufen. Durchsetzt ist die Ermittlung, die aus verschiedenen Sichten erzählt wird, dabei immer wieder durch verschiedene Tagebucheinträge des Mörders, die zwischen dem Jetzt und dem Sommer von vor 25 Jahren wechseln. Eine berührende und traurige Geschichte – und bald muss man sich fragen: Wer ist der eigentliche Böse in dieser Geschichte? Denn eines steht fest: Erkennt man das Motiv des Mörders und auch die weiteren Opfer sehr viel schneller als die Ermittler, fiebert man – zumindest bei mir war es so – nicht mit den Polizisten, sondern mit dem Mörder mit, dessen Motiv man – verrückterweise – einfach so gut verstehen kann.
Und als sich die Spannung am Ende steigert und alle Spuren immer weiter führen, sich die Fäden verstricken und zu einem Punkt führen kommt der Wendepunkt der Geschichte – so überraschend, war man sich doch die ganze Zeit über sicher, alles genau zu wissen. Ein Ende mit dem ich nie gerechnet hätte und das ich gleichzeitig so erschreckend und berührend fand.
Ein wundervolles, bedrückendes, berührendes und vor allem außergewöhnliches Buch über Liebe, Gewalt, Rache und die Suche nach einem Weg zurück ins Leben. Interessante und liebenswerte Charaktere, die man gern begleitet, mit ihnen forscht und leidet. “Das Licht in einem dunklen Haus” bekommt von mir 5 von 5 Sternen.
hey :) danke für deinen lieben kommentar :) hat mich echt SEHR gefreut ! !! ich verfolge dich ! du mich auch ??
es wird bei mir garnicht angezeigt dass du mich verfolst :( !!?
Haha, kein Problem, ich freu mich jedes Mal über dein Lob :D Is bei mir ja nicht anders, ich könnt bei dir auch immer das gleiche schreiben ;D
schöne rezension :) irgendwie lese ich aber gar nicht soo gerne krimis, keine ahnung :s früher als kind hab ich's geliebt xD
und zu deiner schreibdepression: das ist doch ganz normal, die hat man hin und wieder mal! aber lass dich davon nicht beirren, du schreibst wirklich toll und wenn ich mir so angucke, was an gegenwartsliteratur manchmal auf den markt kommt, finde ich es mehr als wahrscheinlich, dass “kernstaub” irgendwann erscheint! :)ich finde nämlich, dass du sehr schön tiefgründig schreibst <3 nicht den mut verlieren :) wie weit bist du denn damit? und kann man das irgendwo "komplett" lesen? :)
ich war auch sehr verwundert, dass ich das buch bekommen hab! natürlich hab ich mich gefreut, aber der grund würd mich auch mal interessieren xD
das buch wird dir aber sicher gefallen! :)
das mit den krimis ist bei mir einfach.. ich weiß nicht, als kind hab ich nur welche gelesen und später hab ich nur noch fantasy gelesen, dann ganz viele vampirromane, dann ging's zu den klassikern und normalen jugendbüchern und nun… naja :D aber ich hab seit langem schon “cupido” auf meinem sub, das hat mir mein freund ans herz gelegt. hast du das schon gelesen? das nehm ich mir bald mal vor :)
ich bewundere dich dafür, dass du so viel schreibst! du siehst das als wenig an, aber ich finde, das ist schon eine riesige leistung :D ich hab auch schon oft versucht, zu schreiben, aber ich hab es nie geschafft, einen roten faden herzustellen, meine ideen waren immer zu chaotisch :D von daher ist es doch super, dass du schon so viel hast und auch weiteres geplant ist! :)
Oh, Turku, da war ich letztens erst!
Deine Rezension klingt ja auch echt gut, vor allem, dass das Buch auch nachdenklich und nicht durchweg brutal und voller Verfolgungsjagden ist. Klasse. Momentan hab ich zwar irgendwie gar keine Lust auf Krimis, aber ich werde mir die Reihe mal vormerken, falls die Lust darauf wiederkommt :D Danke für die Rezension!
:)
mhh, von den momentanen büchern spricht mich eigentlich keins an. ich bewerb mich auch nur, wenn es mich wirklich interessiert, weil ich mich sonst zum lesen zwingen muss und das will ich nicht unbedingt :/ aber vielleicht kommen nächste woche ja neue bücher hinzu :)
ich war drauf und dran, cupido vorhin anzufangen, aber ich hab beschlossen, erstmal meine angefangenen bücher zu ende zu lesen xD da das auch recht viele sind, les ich jetzt “die dreizehnte geschichte” weiter, das ist auch wieder ein ganz anderes genre :]
hihi, gern <3
das klingt wirklich ansprechend (:
Ich liege immer falsch und habe nie die richtige Ahnung, wie es ausgehen wird, das ist ein wenig frusrtierend, aber auch spannender.
Ich werd das Buch mal meiner Tante empfehlen, die liest super gerne Krimis, meins ist es nicht so, aber wenn sie es hat, könnte ich es ja auch mal lesen (;
Zu Deiner Frage: ich habe die 550D von Canon, habe sie zum 18. von meinen Eltern bekommen <3
Bei der 600D kann man den Bildschirm ausklappen, das ist ziemlich cool wenn man sich selbst fotografieren will <;
Ansonsten bin ich aber wohl keine große Hilfe, ich hab mich nicht damit beschäftigt, weil ich nie den Eindruck hatte, dass ich gut genug für eine Spiegelreflex bin…
Teilweise habe ich auch eine Fotodepression. Ich denke, das ist absolut menschlich.
Irgendwann hast auch du wieder Lust, um zu Schreiben. Manchmal tut eine Auszeit gut, dann hat man nachher wieder unglaublich viel Fanatasie und Einfälle, dass man einen richtigen Motivationsschub bekommt. Es führt zu nichts Zufriedenstellendem, wenn man trotz Unmotivation etwas tut.
Krimis sind absolut nichts für mich. Ich bin einfach viel, viel zu ängstlich dafür und bekomme davon Albträume nachts. Aber deine Meinung und dein Fazit habe ich trotzdem durch gelesen, weil ich deine Texte mag. :D
sehr schöner blog ❤
ich höre Nukids auch nicht sooo oft, aber ab und zu, immer mal wieder für einen Tag oder so (:
Du machst mich wirklich neugierig, ich glaube, ich sollte es mir mal besorgen (;
Vielen, vielen Dank! Es freut mich wahnsinnig, dass Dir meine Fotos so gut gefallen! Es ist nur immer ein wenig frustrierend, wenn man sooo viele tolle Fotos auf anderen Blogs, Deviantart, we♥it etc. etc. sieht und dann vergleicht…
Ich bin halt kein Photoshop Pro >;
Aber ich arbeite dran, dass sie noch besser werden (:
Willst Du eigentlich eine Spiegelreflex oder eher eine gute Digicam? Wenn Spiegelreflex, eher Canon oder Nikon? (Was anderes gibt es für mich nicht so wirklich…ich blende Sony etc. immer aus :D)
Klingt gut das Buch!
Und dein Blog verzaubert mich jedes Mal auf's neue, er ist einfach soo schön!
OH WOW! Vielen lieben dank:)))))!