Hey liebe WriMos,
der NaNo steckt inzwischen schon fast in der Halbzeit und es ist an der Zeit, eine alte Motivationsrede auszupacken. Letztes Jahr durfte ich für NaNoWriMo Deutschland einen Gastbeitrag zur Motivation schreiben. Da ich diesen bisher aber noch nie irgendwo außerhalb gezeigt habe, ist es heute an der Zeit, ihn auch hier mal auszupacken!
Denn ich schätze, es geht nicht nur mir so: Wie jedes Jahr fragt man still – Tag für Tag etwas dringlicher – warum man sich den Stress überhaupt antut. Abgesehen vom schreibtechnischen Druck, dem man sich irrationalerweise aussetzt, leidet man spätestens ab Woche zwei an intensiven Motivationsproblemen, Selbstzweifeln der ausgeprägtesten Form und erträgt zudem an einem einzigen Tag ein Ausmaß von emotionalem Stress, der sich bei normalen Menschen vermutlich gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt.
Fakt ist: Wir kämpfen diesen Kampf mit den Worten nur für uns selbst und für niemand anderen. Und gleichzeitig kämpfen wir mit uns selbst und gegen niemanden sonst. Und wenn wir nicht gewinnen, dann tut es auch niemand anderes für uns.
Ich schreibe den NaNoWriMo schon seit vielen Jahren, habe mir in einem Jahr buchstäblich schon die Handgelenke kaputt geschrieben, und trotzdem zweifle ich immer wieder, trotzdem bin ich Mal für Mal nervös und unsicher. Aber: Ich habe es immer und immer wieder geschafft, mich aufzurappeln und weiterzumachen.
Also setzen wir uns kurz zusammen, dann verrate ich euch ein Geheimnis. Im Gegensatz zu normalen Nicht-Schreibern kennen wir uns mit Personen in unserem Kopf ja wunderbar aus, deswegen bleibe ich auf dieser Ebene: Es gibt nur drei Personen, die ihr auf dem Weg zum Sieg von euch überzeugen müsst, damit euch alle Tore offenstehen: die Inspiration, die Motivation und das Durchhaltevermögen. Oder wie ich sie nenne: Das treulose Date, die Diva und der Typ auf Durchreise.
Die erste Person, die ihr von euch überzeugen müsst, ist die Inspiration. Sie ist wie der niedliche Typ, mit dem du dein letztes Date hattest – aber obwohl er dir versprochen hat, dich anzurufen, hast du nie wieder was von ihm gehört. Inspiration ist wie die süße Freundin, die dir manchmal auf dem Campus begegnet und die sich ab und an supernett mit dir unterhält. Zu anderen Gelegenheiten – vollkommen willkürlich – zeigt sie dir dann aber die kalte Schulter, als würdest du gar nicht existieren.
Packen wir die Karten auf den Tisch: Inspiration ist ein verdammt treuloses, unzuverlässiges Ding. Personen dieser Art kann man nicht locken und es zermürbt einen nur, wenn man wartet. Aber: Menschen beeindruckt es schon seit jeher, wenn jemand Selbstbewusstsein ausstrahlt und allen Widrigkeiten zum Trotz einfach seinen Weg geht. So geht es auch der Inspiration: Einfach rumsitzen und warten bringt selten was. Ziehst du dein Ding durch und setzt dich an deinen Text, deine Playlist oder deinen Plot, kommt sie irgendwann von ganz allein. Versprochen!
Die Motivation ist ein vergleichsweise schwieriger Charakter, den man allerdings etwas leichter von sich überzeugen kann. Motivation ist wie eine Katze: Wenn du gerade zu tun hast, kommt sie vorbei, hockt sich auf deine Tastatur und will beschäftigt werden. Gleichsam schaut sie dich für gewöhnlich nicht mal mit dem Hinterteil an, wenn du mal Lust auf Beschäftigung hast. Motivation ist eine ausgewachsene Diva, die gern von dir bespaßt und umworben werden möchte, sonst verschwindet sie schneller hinter der nächsten Ecke, als du „keine Lust“ sagen kannst.
Was für eine Katze ihr Futter ist, ist für die Motivation eine passende Schreibatmosphäre. Gemütliche Klamotten, tolle Musik, Kerzen, das richtige Schreibprogramm, Kaffee, Tee, Wein und so weiter. Probiere einfach herum, mit was sich deine Motivation herauslocken lässt, und sei ruhig mal ordentlich dekadent. Darauf steht sie ;)
Das Durchhaltevermögen ist vielleicht die pflegeleichteste Persönlichkeit im Bunde. Ein Reisender, der eigentlich nur kurz zu Besuch ist; ein wenig scheu vielleicht, und sehr freiheitsliebend. Du kannst ihn nicht festketten – viel eher musst du ihm ein Programm bieten, das ihn in deinem Haus bleiben lässt, bis die Vorstellung beendet ist.
Das Durchhaltevermögen will ebenso wie der Reisende dem Alltag entfliehen. Du musst ihm – und damit dir selbst – etwas bieten, das euch auf Dauer am Rad bleiben lässt. Struktur ist klasse, Alltäglichkeit wiederum der Killer für alles, das mit purer Kreativität zu tun hat.
Versuch es mal mit Veränderungen deines Umfelds, wenn du bemerkst, dass das Durchhaltevermögen dir abhanden kommt. Hör andere Musik, trink andere Getränke, schreib in anderen Zeitabschnitten, setz dich an andere Orte oder schreib zum Beispiel im Garten, im Café oder in einem anderen Raum im Haus. Ich hab mich sogar schon ins Bad gesetzt, weil ich der Meinung war, dass das meinen geistigen Horizont erweitern würde – hat geklappt ;)
Nichts ist zu blöd und es wirkt tatsächlich, wenn du dich ab und an selbst überraschst. Ist auch gut für’s Gehirn. Also nur ran! Das Durchhaltevermögen wird dir für das abwechslungsreiche Programm danken und lange bei dir verweilen.
Wenn ihr übrigens ganz und gar nicht von euch überzeugen müsst, sind die Selbstzweifel. Die sind nur die Idioten, die es nicht sein lassen können, euch runterzuputzen und vor anderen bloßzustellen. Um ehrlich zu sein: Ihr werdet sie vermutlich nie loswerden. Aber ihr könnt versuchen, sie so gut wie möglich zu ignorieren. Sie sind es – wie irgendwelche School-Bullies – gar nicht wert, dass ihr sie beachtet.
Haben wir das geschafft, stehen wir nur noch der schwierigsten Person aus allen realen und imaginären Welten gegenüber: uns selbst. Denn einige von euch sagen sicher noch immer „Hab ich alles schon versucht. Ich schaff das nicht.“
Ich sage: Wer, wenn nicht ihr? Wer, wenn nicht wir?
Wir sind diejenigen, die Mörder jagen, gegen Drachen kämpfen, auf den Wolken reiten und durch die Dimensionen reisen. Wir sind diejenigen, die neue Welten nicht nur entdecken, sondern erschaffen. Wir erleben in wenigen Stunden so viel, wie andere in einem Jahr nicht. Wir sind Bettler und Könige, Ungeheuer und Ritter, Täter und Ermittler, Betrüger und Betrogene. Wir sind Schöpfer und Zerstörer, Menschen und Götter. Wir sind gottverdammte Rockstars. Also wer sind wir, dass wir diesen Kampf gegen uns selbst nicht gewinnen könnten?
Also los, ab in die Spur, ran an die Tasten! Hört auf zu warten, macht es eurer inneren Diva schön gemütlich und bietet euch und der Welt ein Programm, das so schnell niemand mehr vergessen wird. Packen wir’s an!
Eure Marie
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